Technischer Handel- 5/2013 - Dem Risiko keine Chance geben?
„Im Technischen Handel wird solide, realistisch und nachhaltig agiert“
Risikomanagement finden alle wichtig, aber richtig intensiv will sich kaum einer damit befassen.
Warum eigentlich? Gibt es dafür gute Gründe?
TH fragte bei drei Technischen Händlern nach:
1. „Aus Marktumfeldrisiken erwächst ein Zwang zu Wachstum und Größe“
Gerd F. Cöster, Geschäftsführer der Schloemer GmbH, Recklinghausen
2. „Das Gefährdungspotenzial hat sich potenziert“
Jan Krückemeyer, Geschäftsführer der Reinhard Krückemeyer GmbH & Co. KG, Wilnsdorf
3. „Seien wir gute Unternehmer und nutzen die Chancen“
Rainer Sattelmacher, Geschäftsführer der Willbrandt KG, der Sattelmacher KG und der
J. Meinert GmbH, Hamburg
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Interview: Jan Krückemeyer (08.05.2013)
„Das Gefährdungspotenzial hat sich potenziert“
1 Frage: Gerade die jüngste Vergangenheit hat bewiesen, dass die große Mehrheit der Unternehmen im Technischen Handel solide, realistisch und nachhaltig agiert und gewirtschaftet hat. Insofern wurden keinesfalls die Risiken ausgeblendet. Zockende Hasardeure, wie sie es in anderen Branchen gab und noch gibt, sind mir zumindest nicht bekannt. Deshalb meine These: Erfolgreiche Unternehmer im Technischen Handel wie im deutschen Mittelstand generell zeichnen sich durch Risikobewusstsein und Realitätssinn aus, ohne den Optimismus zu verlieren.
2 Frage: Ein Trojaner legt die Website lahm, der direkte Nachbar brennt ab und fällt als Klebebandlieferant aus, die gesamte Region ist tagelang ohne Telefon-, Mobil- und Internetnetz von der Welt abgeschnitten oder der Firmenchef verstirbt völlig unerwartet im Urlaub – dies ein Querschnitt an persönlichen Erfahrungen der letzten fünf Jahre. Zwar hat hier unser Risikomanagement die Schicksalsschläge letztlich nicht verhindern können, aber die Antizipation möglicher Risiken und deren Minimierung sowie die inhaltliche Vorbereitung für den Ernstfall hat in schwierigen Momenten enorme Handlungskompetenz und Sicherheit gegeben. Stur den vorbereiteten Maßnahmenkatalog abarbeiten anstatt in chaotischen Aktionismus zu verfallen. Und lieber eine unvollständige Checkliste in der Schublade, als überhaupt keinen Plan. Als zentrale Bausteine im Risikomanagement haben sich für mich eine verlässliche EDV sowie eine gute, klare Kommunikation herausgestellt. Wenn aber beides nicht möglich ist, wie im Fall des regionalen Netzzusammenbruchs, ist das die pure Ohnmacht und Frustration.
3 Frage: Die Art der Risiken hat sich zwar nicht grundlegend gewandelt, aber das Gefährdungspotenzial hat sich aufgrund der zunehmenden Komplexität potenziert. Gerade die Geschwindigkeit, mit der ein Risiko zur bitteren Realität werden kann, hat dramatisch zugenommen: Was vor zwei Jahren noch Standard in der IT-Welt war, ist bald schon nicht mehr Update fähig oder Schnittstellen kompatibel. Oder um es noch drastischer aufzuzeigen: „Gestern noch ein langjähriger Kunde mit guter Zahlungsmoral, heute aus dem Nichts die Insolvenz.“ Ich habe das Gefühl, dass einige Frühindikatoren, die Jahrzehnte lang Konstanz hatten, heute einfach außer Kraft gesetzt sind.
Jan Krückemeyer, Geschäftsführer
Reinhard Krückemeyer GmbH & Co. KG, Wilnsdorf