Aktuelle Entwicklungen in der öffentlichen Finanzierung von Auslandsaktivitäten
Immer mehr mittelständische Unternehmen wagen den Schritt ins Ausland. Ein Schritt, der gut durchdacht und strategisch vorbereitet sein will, auch was die Finanzierung angeht. Öffentliche Finanzierungsangebote und Absicherung stärken dabei das Engagement deutscher Mittelständler im Ausland.
Wie vielfältig öffentliche Finanzierungsangebote eingesetzt werden können, verdeutlichen folgende Beispiele: Die mittelständische Reinhard Krückemeyer GmbH & Co KG aus Wilnsdorf beteiligt sich an dem holländischen Partnerunternehmen, um ihre Präsenz vor Ort zu stärken und gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsressourcen zu nutzen. Für den Kauf der Gesellschafteranteile nutzt das Unternehmen ein Darlehen der NRW.BANK, das es über seine Hausbank erhält.
Die Entrade Energiesysteme Energie AG aus Düsseldorf baut in einem gemeinsamen Projekt mit der Universität Kragujevac in Serbien eine Holzverstromungsanlage auf und bildet Fachkräfte vor Ort aus, die künftig weitere Erneuerbare Energie Anlagen planen und betreiben können. Das Projekt wird aus dem Bundesprogramm „develoPPP“ mit einem Zuschuss gefördert. Die mittelständische WABE Wasseraufbereitung GmbH aus Gelsenkirchen produziert und liefert eine schlüsselfertige Wasseraufbereitungsanlage nach Südafrika. Das Geschäft wird über eine Fabrikationsrisiko- und Avalgarantiedeckung der Bundesrepublik Deutschland abgesichert[1].
Deutsche Unternehmen können von der Exportabsicherung bis zur Investitionsförderung und -absicherung von einem breiten Förderinstrumentarium profitieren, das stetig weiterentwickelt wird.
Hermesdeckungen - das klassische Exportabsicherungsinstrument
Seit über 60 Jahren sind die Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland, die über die Euler Hermes AG abgewickelt werden, ein wesentliches Element der staatlichen Exportförderung. Exporteure nutzen die so genannten Hermesdeckungen, um einen Zahlungsausfall aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen abzusichern. 2013 übernahm die Bundesregierung Exportkreditgarantien in Höhe von knapp 28 Milliarden Euro, die überwiegend Exporte in Schwellen- und Entwicklungsländer unterstützten. Mit dem breiten und vielfältigen Instrumentarium können nahezu alle Risiken im Exportgeschäft abgesichert werden, sei es das Fabrikationsrisiko vor dem Versand der Ware oder Zahlungsausfallrisiko des Abnehmers nach Warenversand.
Die Bundesregierung passt die Produktpalette der Hermesdeckungen kontinuierlich an aktuelle politische und wirtschaftliche Bedingungen an. So hat sie beispielsweise im Krisenjahr 2009 zur Entlastung der Exporteure den Selbstbehalt bei Lieferantenkreditdeckungen von 15 auf fünf Prozent sowie bei Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistungen von zehn auf fünf Prozent reduziert. Die Reduzierungsoption gegen Prämienaufschlag wurde jetzt bis Ende 2016 verlängert. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise in Griechenland wiederum hat die Bundesregierung entschieden, für deutsche Exporteure Absicherungen auch von kurzfristigen Exportforderungen nach Griechenland bis Ende 2014 zu ermöglichen. Solche kurzfristigen Exportkreditgarantien stehen in der Regel nur für Nicht-OECD Länder zur Verfügung. Seit Juni 2014 können deutsche Exporteure mit der erweiterten Lieferantenkreditdeckung unter bestimmten Voraussetzungen auch Geschäfte absichern, die zwingend über lokale Tochtergesellschaften vor Ort abgeschlossen werden müssen.
Investitionsgarantien des Bundes – zunehmend auch vom Mittelstand genutzt
Die staatlichen Investitionsgarantien schützen deutsche Unternehmen vor politischen Risiken im Ausland und tragen zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit bei. Die aktuellen politischen Unwägbarkeiten, beispielsweise in der Ukraine oder im arabischen Raum, verdeutlichen die Bedeutung dieser Investitionsgarantien im Ausland. 2013 hat die Bundesrepublik Deutschland Garantien zur Absicherung von deutschen Investitionen im Ausland gegen politische Risiken in Höhe von rund drei Milliarden Euro übernommen. Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen, die oft ihren deutschen Kunden in ausländische Wachstumsmärkte folgen, machen von dem Angebot Gebrauch. Fast jede vierte Investitionsgarantie ging 2013 an diese Unternehmen, 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Im letzten Jahr wurden Garantien überwiegend für Projekte in Russland, China, Saudi-Arabien, Indien und Brasilien ausgegeben.
KfW und NRW.BANK – höhere Flexibilität der Förderdarlehen
Mit der Öffnung ihrer Förderprogramme für Aktivitäten deutscher Unternehmen im Ausland hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in den letzten Jahren ihr Angebot für Auslandsfinanzierungen erweitert. So stehen nicht nur der klassische zinsgünstige KfW-Unternehmerkredit für Auslandsvorhaben, sondern auch das KfW-Umweltprogramm zur Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen sowie das KfW-Energieeffizienzprogramm zur Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen im Ausland zur Verfügung. Junge Unternehmen können mit dem ERP-Gründerkredit Universell Investitionen und Betriebsmittel auch für Auslandsvorhaben finanzieren. Alle Förderdarlehen sind über die Hausbank zu beantragen.
Auch die NRW.BANK hat ihr Förderprogramm für Auslandsaktivitäten weiterentwickelt und der Nachfrage nach Finanzierungsmöglichkeiten für Markterschließung und Vertriebsaktivitäten im Ausland angepasst. Seit Juni 2014 bietet sie mit dem NRW.BANK.Auslandskredit zinsgünstige Investitionsdarlehen sowie Betriebsmitteldarlehen an. Das Investitionsdarlehen stellt finanzielle Mittel für Auslandsinvestitionen, wie beispielsweise den Kauf von Grundstücken, Maschinen und Anlagen oder den Erwerb von Unternehmensanteilen im Ausland, bereit. Bei Bedarf kann das Investitionsdarlehen auch mit einer 50-prozentigen Haftungsentlastung der NRW.BANK gegenüber der Hausbank kombiniert werden. Das beihilfefreie Betriebsmitteldarlehen, das bereits ab einer Summe von 25.000 Euro ausgereicht wird, hilft bei der Deckung der Kosten für Markteintrittsmaßnahmen, wie Marktanalysen oder Messeteilnahmen, oder für laufende Kosten des Vertriebs vor Ort. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können damit ihre Anlaufkosten bei der Auslandsmarkterschließung finanzieren.
Projektkostenzuschüsse – bei entwicklungspolitischen Zielen
Privatwirtschaftliche Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern, die auch entwicklungspolitischen Zielen, wie beispielsweise der Verbreitung von klimafreundlichen Technologien dienen, können darüber hinaus von spezifischen Projektförderungen profitieren. So bezuschusst das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Machbarkeitsstudien zur Vorbereitung von entwicklungspolitisch sinnvollen Investitionsvorhaben mit bis zu 50 Prozent der Kosten (max. 200.000 Euro). Das Programm „develoPPP“ unterstützt Entwicklungspartnerschaften zwischen Wirtschaft und öffentlichen Institutionen vor Ort. Auch Projekte zur Einführung klimafreundlicher Technologien mit privatwirtschaftlicher Beteiligung können bezuschusst werden. Für Unternehmen kann sich aus derartigen Projekten ein langfristiges Engagement in interessanten Wachstumsmärkten entwickeln.
FAZIT
Unternehmen sollten bei ihren Auslandsaktivitäten die Möglichkeiten öffentlicher Finanzierungsinstrumente prüfen. Dabei empfiehlt sich eine frühzeitige Einbindung der Hausbank, um eine sinnvolle Kombination von öffentlicher und privatwirtschaftlicher Finanzierung auf langfristig stabiler Grundlage zu erzielen. Die NRW.BANK steht Unternehmen und Hausbanken hier gerne beratend zur Seite.